Dem
Szenario geht ein Verkehrsunfall voraus..
Allein
-
Gerade noch spielte das Autoradio angenehme Musik, der Motor brummte
zufrieden
vor sich hin und die Heizung sorgte für ein wohlig warmes Klima. Jetzt
ist es
stockfinster, eiskalt und alles vom Regen durchnässt. Von weit her
nähert sich
endlich ein Lichtbündel durch den Regen. Hoffentlich biegt er nicht
vorher ab,
hoffentlich knallt er nicht noch gegen mein Wrack. Er blendet ab und
wieder auf.
Das Licht bricht sich in Tausenden von Glassplittern. Er fährt dicht
heran.
Geblendet schließe ich die Augen, versuche irgendetwas zu rufen. Doch
mehr als
ein lautes Zähneklappern bringe ich nicht zustande. "Da bewegt sich noch
einer
drin! Das ist sicher gerade erst passiert!". Beratung. "Können Sie beim
Fenster
rausklettern? Die Tür ist verkeilt". "Nein, ich klemme fest!", kommt es
aus mir.
Beratung. "Wir holen die Polizei - das ist das Beste!". Autotüren
schlagen zu
und rasend schnell entfernt sich der Wagen wieder.
Allein
- Im Motorraum knistert es leise. Irgendeine Flüssigkeit tropft auf
etwas Heißes
und verdampft. Hoffentlich brennt nichts. In panischer Angst blicke ich
um mich,
aber ich kann keinen Feuerschein ausmachen.
Immer noch
ist es
eiskalt. Ab und zu schüttelt es mich kräftig durch und dann spüre ich
wieder
schmerzhaft meine steifen Glieder. Wenn ich die Augen schließe, sehe ich
mich in
dicken Wolldecken vor einem großen, offenen Kamin sitzen und vergesse
dann für
Momente diese beißende Kälte. War hier gerade jemand gewesen, oder habe
ich
geträumt? Jedenfalls habe ich das Gefühl, schon seit Wochen hier zu
liegen.
Wieder kommt ein Auto. Nein, keine Polizei. Warnblinker, Licht. Das
Licht fühlt
sich im Gesicht warm an. Die Haare richten sich zur Gänsehaut auf.
"Hallo?" "Ja,
mir ist kalt", kommt es matt über meine Lippen. "Ich schau mal."
Schritte
entfernen sich. Ich kann nur die Beine sehen. Räder, Warnblinker und das
Licht.
Es kommt wieder, schiebt mir ein Kissen unter den Kopf. "Eine Decke oder
so
etwas habe ich leider nicht dabei!" Ich bedanke mich und er geht wieder
weg.
Leute steigen aus einem Wagen und betrachten mein Autowrack aus
respektvoller
Entfernung. Stimmengemurmel. Dann wandert ein Warndreieck durch mein
Gesichtsfeld. Ganz leise höre ich Folgetonhörner. Motorengeräusche
nähern sich.
Blaulicht. Herzklopfen.
Licht kommt
auf mich
zu.
Ein grelles
Folgetonhorn peitscht meine Nerven auf. Ich drehe den Kopf und versuche
vergeblich, den scharfen Tönen auszuweichen. Endlich erlöscht der Ton.
Ich
entspanne mich wieder. Motoren laufen, Türen schlagen. Blaues Licht
zuckt umher
und die tausend Glassplitter tanzen im Takt mit.
Jetzt
nicht mehr,
möchte ich antworten. "Sind Sie eingeklemmt?" Ein anderes Gesicht kommt
nahe zu
mir: "Können Sie Ihre Beine fühlen?" "Ja, aber es tut schrecklich weh!"
Er fasst
nach meinem Puls, streicht mir dann den Dreck aus meinem Gesicht. "Wie
heißen
Sie?" Mir fällt mein eigener Name nicht ein! "Na, das ist nicht das
Wichtigste -
erst holen wir Sie da mal raus und bringen Sie ins Warme. Sie müssen
aber noch
einmal tapfer sein!"
Er macht mir
Mut. Ich
spüre seine warme Hand und weiß nun, dass dies alles ein Ende finden
wird. Noch
mehr Licht kommt hinzu. Ich höre Kommandostimmen. Motoren werden
angelassen.
Mein Herz klopft bis zum Halse. Die Hand bleibt bei mir. Mal ist sie an
meinem
Handgelenk, mal wischt sie über mein Gesicht. Ich schließe die Augen und
im
Traum wird die Hand riesengroß. Gerade so wie ein Kamin...
Blech
knirscht.
Schmerz. Entspannung. Ich werde getragen, dann gefahren. Ich kann die
Augen
nicht mehr öffnen, sehe nicht, wo ich bin. Aber sicher ist alles o.k.,
denn die
warme Hand ist dabei. Wohin die Fahrt geht, weiß ich nicht. Jedenfalls
immer der
Hand nach...
Wer
nie selbst in einer ähnlichen Lage war, kann sich nur schwer in die Lage
eines
Unfallopfers versetzen. Können Sie es? Und können Sie es sich
vorstellen, wie
Sie sich fühlen würden? Sind wir uns doch ehrlich: Haben wir nicht schon
danebengestanden und während der Rettungsaktion kein Wort mit dem
Unfallopfer
geredet? Haben wir beim Herausschneiden eines Eingeklemmten vielleicht
auch
lieber gleich an den Aggregaten gearbeitet und haben Spreizer und Schere
lieber
den Kameraden überlassen?
Quelle:
http://www.feuerwehr-alkoven.at gesehen im Internet bei
Feuerwehr Balduinstein
Allein. Mir ist kalt. Gänsehaut breitet sich aus. Ich liege
höchst
unbequem an Kopf und Nacken. Der rechte Oberschenkel ist zwischen meinem
Sitz
und dem Lenkrad eingeklemmt. Es ist eng, nass und der Regen prasselt
neben
meinem Gesicht auf die Straße. Der Wind raschelt irgendwo in der
Finsternis im
Laub von Bäumen und treibt den Geruch von heißem Kühlerwasser und
verbranntem
Gummi vor sich her. Der rechte Fuß schmerzt auch immer mehr, ich fühle
ihn unter
dem Bremspedal festgekeilt. Jeder Versuch, ihn in eine andere Lage zu
bringen,
endet mit einem hässlichen Schmerz.
Ein Gesicht taucht auf: "Wie ist das passiert? Sind Sie alleine?"
Wenn Sie diese Fragen todsicher verneinen können, dann blättern Sie
schnell
weiter. Dann ist auch das Wort Psychologie für Sie nur ein Modewort, das
man
gebraucht, wie Toilettenpapier. Sollte Ihnen aber die Kurzgeschichte
etwas
gesagt haben, so darf ich Sie in der Runde derer begrüßen, die sich
Gedanken um
ihre Opfer machen und nicht nur der Held in Uniform sein wollen.
Wir sind sicher, dass diese Worte hart sind und sich der eine oder
andere
getroffen sieht. Wenn das erreicht worden sein sollte, sind wir schon
zufrieden.
Ich selbst war auch einmal einer, dem beim Ausfahren der Puls durchging
und dann
dem Unfallopfer gegenüber mit einem dicken Frosch im Hals kämpfte. Und
irgendwann, als dann der Reiz des Neuen langsam der Routine wich, habe
ich
spüren können, wie dankbar die Unfallopfer über jedes Wort sind, dass
man mit
ihnen wechselt. Hie und da ein steuerndes Wörtchen eingestreut, eine
Berührung
oder auch nur ein gezielter Blickkontakt und er wird über Sie
Wunderdinge
erzählen und wie gut Sie ihm die Angst genommen haben.
Tipp: Als kleine Hilfe möchte ich Ihnen einen Tipp mit auf den
nächsten
Einsatz geben: Fällt es Ihnen schwer, ein Unfallopfer anzusprechen, so
stellen
Sie sich vor, es wäre jemand, den Sie sehr gut und lange kennen. Als
wäre das
Opfer ihr Freund...
Dem Szenario geht ein Verkehrsunfall voraus..
Allein. Mir ist kalt. Gänsehaut breitet sich aus. Ich liege
höchst
unbequem an Kopf und Nacken. Der rechte Oberschenkel ist zwischen meinem
Sitz
und dem Lenkrad eingeklemmt. Es ist eng, nass und der Regen prasselt
neben
meinem Gesicht auf die Straße. Der Wind raschelt irgendwo in der
Finsternis im
Laub von Bäumen und treibt den Geruch von heißem Kühlerwasser und
verbranntem
Gummi vor sich her. Der rechte Fuß schmerzt auch immer mehr, ich fühle
ihn unter
dem Bremspedal festgekeilt. Jeder Versuch, ihn in eine andere Lage zu
bringen,
endet mit einem hässlichen Schmerz.
Allein - Gerade noch spielte das Autoradio angenehme Musik, der Motor brummte zufrieden vor sich hin und die Heizung sorgte für ein wohlig warmes Klima. Jetzt ist es stockfinster, eiskalt und alles vom Regen durchnässt. Von weit her nähert sich endlich ein Lichtbündel durch den Regen. Hoffentlich biegt er nicht vorher ab, hoffentlich knallt er nicht noch gegen mein Wrack. Er blendet ab und wieder auf. Das Licht bricht sich in Tausenden von Glassplittern. Er fährt dicht heran. Geblendet schließe ich die Augen, versuche irgendetwas zu rufen. Doch mehr als ein lautes Zähneklappern bringe ich nicht zustande. "Da bewegt sich noch einer drin! Das ist sicher gerade erst passiert!". Beratung. "Können Sie beim Fenster rausklettern? Die Tür ist verkeilt". "Nein, ich klemme fest!", kommt es aus mir. Beratung. "Wir holen die Polizei - das ist das Beste!". Autotüren schlagen zu und rasend schnell entfernt sich der Wagen wieder.
Allein - Im Motorraum knistert es leise. Irgendeine Flüssigkeit tropft auf etwas Heißes und verdampft. Hoffentlich brennt nichts. In panischer Angst blicke ich um mich, aber ich kann keinen Feuerschein ausmachen.
Immer noch ist es eiskalt. Ab und zu schüttelt es mich kräftig durch und dann spüre ich wieder schmerzhaft meine steifen Glieder. Wenn ich die Augen schließe, sehe ich mich in dicken Wolldecken vor einem großen, offenen Kamin sitzen und vergesse dann für Momente diese beißende Kälte. War hier gerade jemand gewesen, oder habe ich geträumt? Jedenfalls habe ich das Gefühl, schon seit Wochen hier zu liegen. Wieder kommt ein Auto. Nein, keine Polizei. Warnblinker, Licht. Das Licht fühlt sich im Gesicht warm an. Die Haare richten sich zur Gänsehaut auf. "Hallo?" "Ja, mir ist kalt", kommt es matt über meine Lippen. "Ich schau mal." Schritte entfernen sich. Ich kann nur die Beine sehen. Räder, Warnblinker und das Licht. Es kommt wieder, schiebt mir ein Kissen unter den Kopf. "Eine Decke oder so etwas habe ich leider nicht dabei!" Ich bedanke mich und er geht wieder weg. Leute steigen aus einem Wagen und betrachten mein Autowrack aus respektvoller Entfernung. Stimmengemurmel. Dann wandert ein Warndreieck durch mein Gesichtsfeld. Ganz leise höre ich Folgetonhörner. Motorengeräusche nähern sich. Blaulicht. Herzklopfen.
Licht kommt auf mich zu.
Ein grelles
Folgetonhorn peitscht meine Nerven auf. Ich drehe den Kopf und versuche
vergeblich, den scharfen Tönen auszuweichen. Endlich erlöscht der Ton.
Ich
entspanne mich wieder. Motoren laufen, Türen schlagen. Blaues Licht
zuckt umher
und die tausend Glassplitter tanzen im Takt mit.
Ein Gesicht taucht auf: "Wie ist das passiert? Sind Sie alleine?"
Jetzt nicht mehr, möchte ich antworten. "Sind Sie eingeklemmt?" Ein anderes Gesicht kommt nahe zu mir: "Können Sie Ihre Beine fühlen?" "Ja, aber es tut schrecklich weh!" Er fasst nach meinem Puls, streicht mir dann den Dreck aus meinem Gesicht. "Wie heißen Sie?" Mir fällt mein eigener Name nicht ein! "Na, das ist nicht das Wichtigste - erst holen wir Sie da mal raus und bringen Sie ins Warme. Sie müssen aber noch einmal tapfer sein!"
Er macht mir Mut. Ich spüre seine warme Hand und weiß nun, dass dies alles ein Ende finden wird. Noch mehr Licht kommt hinzu. Ich höre Kommandostimmen. Motoren werden angelassen. Mein Herz klopft bis zum Halse. Die Hand bleibt bei mir. Mal ist sie an meinem Handgelenk, mal wischt sie über mein Gesicht. Ich schließe die Augen und im Traum wird die Hand riesengroß. Gerade so wie ein Kamin...
Blech knirscht. Schmerz. Entspannung. Ich werde getragen, dann gefahren. Ich kann die Augen nicht mehr öffnen, sehe nicht, wo ich bin. Aber sicher ist alles o.k., denn die warme Hand ist dabei. Wohin die Fahrt geht, weiß ich nicht. Jedenfalls immer der Hand nach...
Wer
nie selbst in einer ähnlichen Lage war, kann sich nur schwer in die Lage
eines
Unfallopfers versetzen. Können Sie es? Und können Sie es sich
vorstellen, wie
Sie sich fühlen würden? Sind wir uns doch ehrlich: Haben wir nicht schon
danebengestanden und während der Rettungsaktion kein Wort mit dem
Unfallopfer
geredet? Haben wir beim Herausschneiden eines Eingeklemmten vielleicht
auch
lieber gleich an den Aggregaten gearbeitet und haben Spreizer und Schere
lieber
den Kameraden überlassen?
Wenn Sie diese Fragen todsicher verneinen können, dann blättern Sie
schnell
weiter. Dann ist auch das Wort Psychologie für Sie nur ein Modewort, das
man
gebraucht, wie Toilettenpapier. Sollte Ihnen aber die Kurzgeschichte
etwas
gesagt haben, so darf ich Sie in der Runde derer begrüßen, die sich
Gedanken um
ihre Opfer machen und nicht nur der Held in Uniform sein wollen.
Wir sind sicher, dass diese Worte hart sind und sich der eine oder
andere
getroffen sieht. Wenn das erreicht worden sein sollte, sind wir schon
zufrieden.
Ich selbst war auch einmal einer, dem beim Ausfahren der Puls durchging
und dann
dem Unfallopfer gegenüber mit einem dicken Frosch im Hals kämpfte. Und
irgendwann, als dann der Reiz des Neuen langsam der Routine wich, habe
ich
spüren können, wie dankbar die Unfallopfer über jedes Wort sind, dass
man mit
ihnen wechselt. Hie und da ein steuerndes Wörtchen eingestreut, eine
Berührung
oder auch nur ein gezielter Blickkontakt und er wird über Sie
Wunderdinge
erzählen und wie gut Sie ihm die Angst genommen haben.
Tipp: Als kleine Hilfe möchte ich Ihnen einen Tipp mit auf den
nächsten
Einsatz geben: Fällt es Ihnen schwer, ein Unfallopfer anzusprechen, so
stellen
Sie sich vor, es wäre jemand, den Sie sehr gut und lange kennen. Als
wäre das
Opfer ihr Freund...
Quelle: http://www.feuerwehr-alkoven.at
gesehen im Internet bei Feuerwehr Balduinstein