News :
  • *** !! Mir sichen dringend nei Memberen fir eis ze verstärken. Mell dech, mir zielen op dech!! ***
Zurück zur vorherigen Seite

Hilfe für die Helfer

„Piieepp, piieepp, piieepp“, da war es wieder, dieses Geräusch das mein Piepser von sich gab, wenn es mal wieder Zeit war für einen Einsatz. Es war vier Uhr Früh und ich hatte seit dem letzten Einsatz nur ca. eine halbe Stunde geschlafen. Und nun wurden wir wieder zu einem Einsatz gerufen. Das hieß also ab ins Auto und ein paar Minuten später waren wir auch schon auf dem Weg Richtung Einsatzort. Uns wurde auch gleich per Funk durchgegeben, worum es sich handelte.

„2-19 einsatzmäßig Richtung Olympiabrücke – Mensch in Notlage.“ Mensch in Notlage war ein Satz den ich wirklich hasste, denn er sagt absolut nichts darüber aus, um was für einen Einsatz es sich handelt. Das konnte nun wirklich alles sein. Als wir den Einsatzort erreichten, war die Feuerwehr und Polizei schon vor Ort.
„Wir versuchen gerade die Tür aufzubrechen, aber die scheint ziemlich massiv zu sein“, erklärte uns einer der Feuerwehrmänner. Mein Fahrer drehte sich zu mir um und meinte: “Nimm mal den Defi und den Notfallkoffer mit. Ich fordere einstweilen den Notarzt und den Einsatzleiter an.“ Vollbepackt kam ich wenige Minuten später zur Tür, die immer noch ungeöffnet war, und stellte alles ab.


„Wer hat uns denn eigentlich angefordert?“, fragte mein Fahrer einen der Feuerwehrmänner, die immer noch hart am arbeiten waren. „Die junge Frau dort drüben, die gerade mit dem Polizisten spricht!“, er deutete in die entsprechende Richtung.

Kurze Zeit darauf traf der Einsatzleiter ein und gab der Feuerwehr die Anweisung durch ein Fenster einzusteigen, wenn die Tür ein solches Problem darstellte. Also stiegen drei Feuerwehrmänner über eines der Fenster ein und an dem erschreckten: „Oh mein Gott“, war mir sofort klar, daß sich dort drinnen tatsächlich ein Mensch in Notlage befand. Die Feuerwehrmänner öffneten uns von innen die Türe und da bot sich uns ein nicht gerade angenehmes Bild. Auf der Couch lag ein junger Mann, weiß wie die Wand, der offensichtlich einen Selbstmordversuch hinter sich hatte. Er hatte versucht sich die Pulsadern und die Halsschlagader auszuschneiden und er hatte auch ganz gut getroffen, denn der blutete stark. Mein Fahrer und ich stürzten zu ihm und begannen mit der Erstversorgung. Wir legten Verbände an, sprachen mit ihm und erklärten ihm alle Maßnahmen, wobei von ihm eigentlich keine Reaktion mehr kam. Kurze Zeit darauf draf der Notarzt ein und setze die weitere Versorgung fort. Soweit hatten wir ihn dann auch stabil und wollten ihn von der Couch auf die Trage umlagern, womit er aber ganz und gar nicht einverstanden war und sich wie wild zu wehren wusste. Mit seiner Faust draf er mein linkes Auge, was mir noch Tage danach ziemlich weh tat. Schließlich hatten wir ihn aber doch so weit beruhigt, dass wir ihn ohne Probleme ins Krankenhaus mitnehmen konnte, wo er dann weiter versorgt wurde.

Nach diesem Einsatz folgten in dieser Nacht keine weiteren mehr und eigentlich wäre ich müde gewesen und hätte noch ein wenig schlafen können, bevor der Universitätsalltag wieder anfing, aber ich konnte nicht. Sobald ich meine Augen schloss kam dieses Bild zum Vorschein, dieser junge Mann, der auf der Couch lag, das Blut von seinen Armen fließend ...

Ich muss auch heute, und seither ist doch einige Zeit vergangen, immer wieder an diesen Einsatz denken. Es blieb leider nicht mein einziger Einsatz bei dem sich ein Mensch das Leben nehmen wollte. Aber seit diesem Einsatz frage ich mich allerdings immer wieder: “Wer hilft eigentlich uns Helfern?“ Die Bevölkerung verlässt sich darauf, dass Feuerwehr und Rettung immer einsatzbereit sind, dass wir da sind, wenn sie uns brauchen. Und das sind wir, ob es draußen stürmt und scheint, wir sind da, und das rund um die Uhr und 365 Tage im Jahr. Aber wir Helfer haben auch Gefühle. Auch wenn wir am Einsatzort erst mal so schnell wie möglich unserer „Arbeit“ machen, so gehen die wenisgten Einsätze spurlos an uns vorüber. Wer hilft nun uns Helfern, solche Einsätze, wie ich ihn erlebt habe, zu verarbeiten?


Wer ist für uns Helfer da, wenn wir einmal HILFE brauchen?

Einige Gedanken von Kora Weinknecht

Internet